Abwicklungsbeschluss der sächsischen Landesregierung bedeutete das Aus für die Sektion Journalistik der Karl-Marx-Universität Leipzig -
derartige verhängnisvolle Beschlussfassungen waren vor der Öffnung der innerdeutschen Grenze und dem Mauerfall Ende 1989 undenkbar
Mit der Öffnung der innerdeutschen Grenze und dem Mauerfall Ende 1989 begann leider auch an der Sektion Journalistik der
Karl-Marx-Universität Leipzig in Bezug auf die Hochschulausbildung der Journalisten, quasi analog mit dem Untergang der DDR
als eigenständiger souveräner Staat auf deutschem Boden, allmählich der Untergang.
Wo zuvor für uns immatrikulierte Studentinnen und Studenten noch die universitäre Ausbildung nach unserem, zumindest nach
meinem Eindruck in geregelten Bahnen, also völlig normal verlief, schien nun auf einmal nach und nach alles aus dem Ruder zu laufen.
Die Zusammenkünfte innerhalb unseres Matrikels gestalteten sich im Verlaufe des Jahres 1990 zeitweise wie in einem konzeptlosen Debattierclub.
Vernünftige Lösungsvorschläge, um unser Journalistik-Studium in gewohnter Qualität fortsetzen zu können, wurden nicht unterbreitet.
Natürlich war unser Ziel die Erreichung des Diploms als Abschluss unseres Hochschulstudiums.
Wenngleich wir bereits das Diplomthema bekommen hatten und dabei waren, die Diplomarbeit gemäss den Vorgaben zu erstellen,
tauchten im Verlaufe des Jahres 1990 an der Sektion Journalistik immer mehr Hindernisse struktureller, personeller, inhaltlicher und organisatorischer Art auf,
in deren Folge die Erreichung unseres Ziels zunehmend in Frage gestellt wurde.
Den Gipfel dieser von uns so nicht erwarteten Entwicklung stellte letztendlich der Abwicklungsbeschluss der sächsischen Landesregierung unter Ministerpräsident Kurt Biedenkopf dar.
Dieser für unser Journalistik-Studium an der Karl-Marx-Universität Leipzig verhängnisvolle Beschluss war in letzter Konsequenz auch ein Ausdruck der veränderten gesamtdeutschen Machtverhältnisse.
In der DDR wäre vor der plötzlich auf der Tagesordnung stehenden Öffnung der innerdeutschen Grenze und dem Mauerfall Ende 1989 eine derartige verhängnisvolle Beschlussfassung undenkbar gewesen.
Dadurch konnten wir unser Ziel, das Journalistik-Studium an der Karl-Marx-Universität Leipzig mit dem Diplom abzuschließen, nicht erreichen.
Genau deshalb aber hatten wir dort an der Karl-Marx-Universität studiert, unsere Kraft und nicht wenig Zeit über mehrere Jahre investiert.
Das Diplom zu erwerben, was noch in der DDR unser unumstrittenes Recht war, wurde von der neuen Elite, die plötzlich das Sagen hatte, ad absurdum geführt.
Das Sächsische Staatsministerium für Wissenschaft setzte den Abwicklungsbeschluss der sächsischen Landesregierung auf der Basis der Dienstberatung der Rektoren vom 11.12.1990 in Vollzug.
Dies bedeutete Ende 1990 definitiv das Aus für die Sektion Journalistik an der Karl-Marx-Universität Leipzig und gleichzeitig dort das Ende unseres Journalistik-Studiums.
Eckart Kreitlow
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